Ursachen und Risikofaktoren für 

Frühgeburtlichkeit 

In unserem heutigen Blogartikel wollen wir uns mit einem wichtigen Thema auseinandersetzen – den Risikofaktoren und Ursachen für Frühgeburtlichkeit. Es ist verständlich, dass ihr euch fragt, warum euer kleiner Schatz zu früh auf die Welt kommen musste. Häufig erfahren wir, dass Mütter von Schuldgefühlen geplagt sind und sich fragen, ob sie etwas hätten anders machen können, um eine Frühgeburt zu vermeiden. Aus diesem Grund möchten wir mit diesem Artikel einen Überblick über mögliche Szenarien geben und euch helfen, ein besseres Verständnis für dieses Thema zu erlangen.

Wenn Kinder vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, wird wie folgt unterschieden:

● als „spontane Frühgeburten“ werden Kinder bezeichnet, die aufgrund von vorzeitig einsetzenden, spontanen und nicht mehr aufzuhaltenden Wehen oder aufgrund eines

vorzeitigen Blasensprungs geboren werden

● zu den „induzierten Frühgeburten“ zählen jene, bei denen eine Einleitung von Wehen beziehungsweise ein geplanter Kaiserschnitt aus fetaler (kindlicher) oder mütterlicher medizinischer Indikation durchgeführt wird. Letzteres bedeutet, dass das Kind absichtlich verfrüht auf die Welt geholt wird, weil ein Erhalt der Schwangerschaft unter den gegebenen Umständen zu einer Schädigung des Fetus oder der werdenden Mutter führen könnte.

Es ist wichtig zu betonen, dass in vielen Fällen keine genaue Ursache für die Frühgeburt festgelegt werden kann. Häufig wird davon ausgegangen, dass eine Kombination aus verschiedenen Faktoren ursächlich ist. Es gibt gewisse Risikofaktoren und Komplikationen während der Schwangerschaft, welche ein vorzeitiges Ende der Schwangerschaft wahrscheinlicher machen. Im Folgenden wollen wir euch ein paar davon näher erklären.

Mütterliche Risikofaktoren umfassen Erkrankungen wie Schilddrüsenerkrankungen, Diabetes mellitus, Asthma und Bluthochdruck. Ein niedriger BMI (Body-Mass-Index) vor der Schwangerschaft kann aufgrund von geringerem Blutvolumen und Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen eine Rolle spielen, während Übergewicht das Risiko von Erkrankungen wie Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) und Diabetes erhöhen kann. Auch demographische Ursachen wie Herkunft, niedriger sozioökonomischer Status und Bildungsstand, sowie niedriges und hohes mütterliches Alter und lediger Familienstand können Frühgeburten begünstigen. Die Schwangerschaftsvorgeschichte, insbesondere wenn bereits ein Frühgeborenes geboren wurde, sowie starker Drogen-, Alkohol- oder Tabakkonsum während der Schwangerschaft sind ebenfalls Risikofaktoren.

Darüber hinaus gibt es sogenannte „Schwangerschaftsmerkmale“, also Besonderheiten der Schwangerschaft, die mit Frühgeburten in Verbindung stehen. Dazu zählen beispielsweise Mehrlingsschwangerschaften oder vaginale Blutungen, außerdem die Plazentastörungen, also Störungen des „Mutterkuchens“ wie die Plazentainsuffizienz (Funktionsmangel des Muttermkuchens), Präeklampsie, Plazenta praevia (die Plazenta liegt vor dem Muttermund) und Abruptio placentae (ein vorzeitiges Ablösen der Plazenta vom Uterus). Auch ein Ungleichgewicht von Fruchtwasser, entweder zu viel (Polyhydramnion) oder zu wenig (Oligohydramnion), kann eine Rolle spielen.

Uteruspathologien (Veränderungen der Gebärmutter) wie Zervixinsuffizienz (mangelnder/ gestörter Verschluss des Muttermundes), Fehlbildungen, Myome (gutartige Geschwulste) und andere Anomalien der Gebärmutter können das Risiko für Frühgeburten erhöhen.

Infektionen, seien es systemische Infektionen, Harnwegsinfektionen, Entzündungen der Vagina, Plazenta oder des Fruchtwassers, können ebenfalls einen Einfluss auf die Entstehung von  Frühgeburten haben. Darüberhinaus können fetale Pathologien wie Fehlbildungen und Chromosomenanomalien zu einer vorzeitigen Geburt führen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass eine Frühgeburt oft durch eine komplexe Interaktion verschiedener Faktoren verursacht wird. Im Falle von spontanen Frühgeburten oder medizinischen Indikationen wird in der Regel versucht, die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, aber in einigen Fällen ist ein vorzeitiges Ende nicht vermeidbar. Durch die Identifizierung und das Verständnis dieser Risikofaktoren können jedoch präventive Maßnahmen ergriffen werden, um das Risiko einer Frühgeburt zu minimieren. Keinesfalls sollten sich jedoch die frisch gebackenen Mütter schuldig fühlen für eine Situation, auf die sie keinen Einfluss nehmen konnten.

Quellen:
Goldenberg, R. L., Culhane, J. F., Iams, J. D., & Romero, R. (2008). Epidemiology and causes of preterm birth. Lancet (London, England), 371(9606), 75–84. https://doi.org/10.1016/S0140- 6736(08)60074-4
Genzel-Boroviczény, O., Nussbaum, C.: Checkliste Neonatologie. Stuttgart, Thieme; 2021.
https://www.obsgyn-wiki.ch/geburtszentrum/fachliche-weisungen/fruehgeburtsbestrebungen-und- frueher-vorzeitiger-blasensprung-pprom