Beatmungsformen Invasive Beatumg
Neben den bereits besprochenen „nicht-invasiven“ Beatmungsformen wie CPAP (Continuous Positive Airway Pressure) und High-Flow-Therapie gibt es Situationen, in denen eine „invasive“ Beatmung notwendig ist. Der Begriff „invasiv“ bezieht sich hier auf die Art der Atemunterstützung. Während bei CPAP und High-Flow eine Maske oder eine Sauerstoffbrille am Gesicht anliegt, wird bei der invasiven Beatmung ein sogenannter Tubus eingesetzt. Dieser Schlauch wird über Mund oder Nase eingeführt, überbrückt die Stimmritze und endet in der Luftröhre, um die Atemarbeit der PatientInnen direkt zu unterstützen.
Die maschinelle Beatmung ersetzt die spontane Atmung, wenn die PatientInnen
an einer respiratorischen Insuffizienz leiden – das bedeutet, die Eigenatmung reicht nicht aus, um den Gasaustausch sicherzustellen.
Die Ursachen für eine respiratorische Insuffizienz können vielfältig sein: Bei Frühgeborenen ist oft die Unreife der Lunge ausschlaggebend. Andere mögliche Ursachen sind Erkrankungen wie Lungenentzündungen, erhöhte Atemwegswiderstände (zum Beispiel bei Asthma), Störungen des Atemzentrums (zum Beispiel nach Schädel-Hirn-Trauma oder durch Unreife bei Frühgeborenen) und viele weitere Erkrankungen.
In solchen Fällen wird nicht mehr genügend Sauerstoff aufgenommen und/oder Kohlendioxid ausreichend abgeatmet, was sich negativ auf den gesamten Körper auswirkt.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Beatmung ein sehr komplexes Thema ist und die Wahl der Beatmungsform individuell auf jeden Patient/ jede Patientin
abgestimmt werden muss. Diese Entscheidung liegt in der Verantwortung der behandelnden ÄrztInnen und basiert stets auf dem Prinzip, die am wenigsten invasive, aber dennoch ausreichend effektive Beatmungsmethode zu wählen. Die Indikation zur Beatmung wird streng gestellt.
Zudem variieren die Bezeichnungen und Details der Beatmungsmodi je nach Hersteller der Beatmungsmaschinen. Dieser Artikel gibt daher nur einen allgemeinen Überblick über mögliche Beatmungsformen und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit.
Einstellbare Beatmungsparameter
In der Beatmungstherapie können verschiedene Parameter angepasst werden:
- PIP (Positive Inspiratory Pressure): der Druck, der während der Einatmung verabreicht wird
- PEEP (Positive End-Expiratory Pressure): ein kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck, der nach der Ausatmung ein Zusammenfallen der Lungenbläschen verhindert
- AF (Atemfrequenz): die Anzahl der Atemzüge pro Minute
- O₂: der Sauerstoffanteil, meist in Prozent angegeben
- Ti, Te: die Dauer der Einatmung (Ti) und Ausatmung (Te)
- AVM (Atemminutenvolumen): das Volumen der pro Minute eingeatmeten Luft
- VT (Tidalvolumen): das Volumen pro Atemzug
Beatmungsformen
- Kontrollierte Beatmung
Bei der kontrollierten Beatmung übernimmt das Beatmungsgerät die vollständige Atemarbeit. Atemmuster, Frequenz und Drücke sind voreingestellt und nicht an die Eigenatmung der PatientInnen gekoppelt.
Diese Beatmungsform wird selten angewandt und meist nur, wenn die PatientInnen aufgrund tiefer Sedierung oder Narkose kaum eigene Atembemühungen zeigen. Ziel ist es jedoch, die Beatmung möglichst physiologisch zu halten und die Eigenatmung der PatientInnen zu unterstützen, was mit den folgenden Beatmungsformen erreicht wird. - Assistierte Beatmung
Bei der assistierten Beatmung passt sich das Gerät der Eigenatmung der PatientInnen an. Die PatientInnen bestimmen Beginn und Dauer des Atemzugs sowie die Atemfrequenz, während das Beatmungsgerät jeden Atemzug mit einem voreingestellten Druck oder Volumen unterstützt. Falls der Patient/ die Patientin eine Atempause einlegt, wechselt das Gerät in den kontrollierten Modus und liefert Atemzüge mit einer voreingestellten Frequenz. - Assistiert-kontrollierte Beatmung
Bei dieser Beatmungsform setzt das Gerät einen kontrollierten Atemzug, sobald eine bestimmte Atemanstrengung erreicht ist. Eine Atempause wird durch ein sogenanntes „Backup“ abgesichert, das bei Bedarf einspringt und so eine regelmäßige Atmung gewährleistet. - Hochfrequenzbeatmung
Zur Vollständigkeit muss in der neonatologischen Intensivmedizin auch die Hochfrequenzbeatmung (HFO, High-Frequency Oscillation) erwähnt werden. Eine sehr spezielle Form der Beatmung für besonders kritische Situationen. Hierbei wird mit extrem hohen Atemfrequenzen (400–1000 Atemzüge pro Minute) und niedrigen Atemwegsdrücken und -volumina gearbeitet, um den Gasaustausch zu unterstützen.
Fazit
Die Entscheidung, welche Beatmungsform und welche Parameter für einen Patienten/ eine Patientin optimal sind, ist komplex und erfordert ein hohes Maß an Erfahrung und Sorgfalt. Die therapeutische Wahl richtet sich stets nach dem Wohl der Betroffenen
und folgt dem Grundsatz, so schonend wie möglich und so intensiv wie nötig zu beatmen.
Quellen
- Teisig, D., Jipp, H.: Neonatologische und pädiatrische Intensiv- und Anästhesiepflege. Berlin, Springer; 2016.
DOI: http://dx.doi.org/10.1055/s-0041-107295