Justin

Mein Name ist Jacqueline, ich bin 39 Jahre alt und wurde 2007 von einem auf den anderen Tag eine Frühchenmama. 

Die Schwangerschaft verlief ohne Probleme und ich freute mich riesig auf Freitag, den 13.04.2007- ein Vorsorgetermin, bei dem das erste Mal das Gewicht geschätzt wurde (1111gr) und das erste CTG geschrieben wurde. Alles war super für diese Schwangerschaftswoche (27+5). Alles war super und der nächste Vorsorgetermin sollte 4 Wochen später stattfinden.  

In der Nacht bekam ich Blutungen und Bauchschmerzen, so dass meine Mutter einen RTW rief. Der Rettungsdienst fuhr mit mir erstmal ins St. Elisabeth Krankenhaus, doch nach einer Untersuchung dort stand schnell fest, dass ich dort nicht bleiben könne; für eine Geburt in so einer SSW wäre das Elisabeth nicht ausgestattet. Ich kam an die Tokolyse und wurde in die Unifrauenklinik damals noch in der Rosenthalstraße gefahren. Dort ging es ab in den Kreissaal und die diensthabende Hebamme kümmerte sich um mich.  

Bis dahin hatte ich keine Ahnung, was auf mich zukommen würde, ich hatte noch nicht einmal einen Namen für ihn.  

Am 14.04.2007 08:42 habe ich spontan meinen „Schlumpi“ mit 36cm und 1083gr entbunden.  

Das Neoteam um Dr. Prenzel, damals noch Dr. Knüpfer und Dr. Pulzer kümmerten sich um Schlumpi, während ich noch versorgt wurde. Er wurde dann auch schnell hoch auf die Neo gebracht.  

Nach ca. 3 Stunden war es dann so weit. Das erste Kennenlernen von Mama und Sohn.  

Da lag er nun, mein kleiner Schlumpimann, in einem 2 „Mann“ Zimmer am Fensterplatz in seinem „Haus“, ne ganze Menge Kabel und ständiges Piepen inklusive. 

Die Ärzte und Schwestern kamen sofort und berichteten mir, was sie wofür gemacht haben und versuchten mir auch den „Ist“ Stand zu erklären.  

Von dem Tag an war ich, wann immer es ging bei meinem Schlumpi. 

Von der Wöchnerinnenstation wurde ich 2 Tage später (Montag) entlassen.  An diesem Tag lernte ich auch Frau Mühler kennen. Eine tolle Frau, deren Arbeit so enorm wichtig ist. Auch sie gab mir nie das Gefühl, alleine zu sein. Ab da pendelte ich jeden Tag mit dem ÖPNV, mit einer Kühltasche, in der sich die abgepumpte Muttermilch befand in die Rosenthalstraße. Leider konnte ich Justin erst nach einiger Zeit kuscheln, da er erst einen künstlichen Darmausgang bekam und dann ins Herzzentrum verlegt wurde, da sich der Ductus nicht verschließen wollte. Als beide OP´s überstanden waren, konnten wir dann auch endlich das Kuscheln genießen. Ich wurde von der Stomaschwester angelernt, wie die Versorgung funktionierte und ich war dabei, als Schlumpi das erste Mal gebadet wurde.  Anfang Juni 2007 stand dann ein großer Schritt an. Wir brauchten kein CPAP mehr und somit auch keine Kasperlemütze mehr- wir gehörten nun schon zu den „Großen“ und die Großen wurden in die Oststraße verlegt. Dort befand sich im gelben Flachbau die KIK 6 Nachsorge. 

Natürlich änderte sich mit unserem Umzug auch das Ärzte und Pflegepersonal- aber unsere Frau Mühler blieb. Nicht nur für die anderen Eltern, sondern auch für mich eine große Stütze. 

Und so war von nun an Dr. Kluge der „Hauptdoktor“ für uns. Ich erinnere mich, dass ich ihn jeden Tag gefragt habe, wann wir endlich nach Hause dürfen.  

Und er erklärte mir jeden Tag geduldig, wenn wir das entsprechende Gewicht haben würden und die Temperatur gehalten werden kann. 

Und dann kam der Tag der Tage 😊  

Am 04.07.2007 übergab uns Dr. Kluge unseren Entlassungsbrief. Wir sind als einer der letzten nach Hause gegangen, bevor der große Umzug der Kinderklinik in die Liebigstraße stattfand. 

Auch hier erinnere ich mich, dass es zwiegespaltene Gefühle waren. Einerseits durften wir endlich nach Hause, andererseits wusste ich, dass ich Schlumpi genau dort am 03.08.2007 wieder abgeben musste, da für diesen Tag die Rückverlegung des Stomas geplant war.  

Aber auch hier wurde ich niemals alleine gelassen. Immer waren Ärzte/- Pflegeteam und die Elternbetreuung für mich erreichbar und greifbar.  

Die Rückverlegung hat dann auch geklappt und 14 Tage später hieß es dann endgültig „Tschüß“ sagen. 

Im Nachhinein eine Erfahrung, die mich heute immer noch festhält.  

Es ist zwar 17 Jahre her, jedoch habe ich nie irgendwas von dieser Zeit vergessen, ich habe nur nicht alles haarklein in meinen Erfahrungsbericht geschrieben.  

Noch heute bin ich jedem einzelnen aus der damaligen Zeit unendlich dankbar, dass ich meinen Schlumpi mit nach Hause nehmen konnte, dass er sich super entwickelt hat und wir eine fantastische Nachsorge hatten; sei es in der Frühchensprechstunde, dann der Übergang ins SPZ. Es ist für mich immer noch sehr emotional, wenn ich in die Liebigstraße komme; aber es ist Dankbarkeit, die ich fühle. Frau Mühler ist heute noch für mich erreichbar und das ist nicht selbstverständlich.  

 

Nächstes Jahr heißt es dann wohl Abschied nehmen. 18 Jahre wurden wir dann betreut und es wird Zeit ein neues Kapitel aufzuschlagen. Der Übergang in das MZEB.  

Ich habe offen gestanden Angst davor; Angst diese über die vielen Jahre vertrauten und liebgewonnenen Menschen dann nicht mehr zu haben. Ich habe Angst vor dieser Veränderung. Eine Reise ins Unbekannte. 

Dieses Team, welches wir um uns hatten - ich werde jedem Einzelnen immer dankbar sein für das, was sie getan haben. Es ist nicht nur ein „Job“ den jeder Einzelne dort tut, da gehört so viel mehr dazu und es ist nicht in Worte zu fassen, was ich fühle und empfinde. Die Uni war unser zweites Zuhause und wird es zumindest gedanklich immer sein.