Apnoe-Bradykardie-Syndrom
Einblick in das Apnoe-Bradykardie-Syndrom bei Frühgeborenen: Ursachen, Herausforderungen und Maßnahmen
Auf den neonatologischen Stationen begegnet einem regelmäßig ein ohrenbetäubendes Signal, wenn man zu Besuch ist - das laute Monitoralarmieren im Zimmer. Dieses Geräusch kann Eltern von Frühgeborenen in Sorge versetzen, doch es ist wichtig zu verstehen, dass es sich dabei oft um das Apnoe-Bradykardie-Syndrom (ABS) handelt, das bei vielen Frühgeborenen auftritt. In diesem Artikel möchten wir euch über dieses Syndrom informieren, um Ängste zu lindern und ein besseres Verständnis für die Situation eurer Kinder zu schaffen.
Ursachen des Monitoralarms
Das häufige Monitoralarmieren im Zimmer ist ein Resultat der Apnoe-Bradykardie-Hypoxämie-Symptomatik. Diese tritt auf, weil das Atemzentrum im sogenannten verlängerten Mark im Gehirn der Frühgeborenen unreif ist und es zu einer periodischen Atmung kommt. Dies bedeutet, dass normale Atemzüge von kurzen Phasen der Apnoe, also des Atemstillstands, unterbrochen werden.
Definitionen im Überblick
Bevor wir tiefer in das Thema eintauchen, lohnt sich ein Blick auf einige grundlegende Definitionen:
- Bradykardie: Eine Abnahme der Herzfrequenz unter 80 Schlägen pro Minute (normalerweise liegt diese bei Frühgeborenen zwischen 140-160 in Ruhe).
- Apnoe: Das vorübergehende Aussetzen der Atmung, meist in Verbindung mit einer Bradykardie.
- Hypoxämie: Eine Sauerstoffsättigung unter 80%.
Pathophysiologie des ABS
Die Pathophysiologie des ABS bei Frühgeborenen ist komplex und hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen. Kleine Lungenvolumina aufgrund von Surfactantmangel und einer instabilen, noch weichen Brustwand tragen dazu bei. Der Hauptatemmuskel, das Zwerchfell, kann sich bei erschwerter Atemarbeit erschöpfen und auch die kleinen, oberen Atemwege können leicht durch beispielsweise Sekret oder falsche Positionen verlegt werden.
Zusätzlich stellt das unreife Atemzentrum eine Herausforderung dar. Im Gegensatz zu Erwachsenen reagiert das Atemzentrum von Frühgeborenen nicht so effektiv auf veränderte CO2-Werte oder Sauerstoffmangel. Bei Erwachsenen führt eine Erhöhung dieser Werte zu einer gesteigerten Atmung. Doch bei Frühgeborenen ist dieser Mechanismus noch nicht ausreichend entwickelt, was zu den charakteristischen Perioden der Apnoe führen kann.
Verstärkende Faktoren
Verschiedene Faktoren können das ABS verschärfen, darunter infektiöse, neurologische Veränderungen wie Krampfanfälle oder Hirnblutungen, Stoffwechsel- und Elektrolytstörungen, Fehlbildungen der Atemwege, Anämie, Hypo- oder Hyperthermie sowie bestimmte Medikamente wie Opiate.
Mögliche Maßnahmen
Im Umgang mit dem Apnoe-Bradykardie-Syndrom (ABS) bei Frühgeborenen sind verschiedene Maßnahmen entscheidend, um eine optimale Betreuung und Früherkennung von Problemen sicherzustellen. Die kontinuierliche Überwachung der Herzfrequenz, Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung am Monitor spielt dabei eine zentrale Rolle. Dies ermöglicht eine schnelle Reaktion auf Veränderungen und trägt zur Früherkennung von Apnoe-Bradykardie-Episoden bei.
Bei Atemaussetzern ist ein behutsames Stimulieren des Neugeborenen von Bedeutung, um die Atmung wieder anzuregen. Gleichzeitig sollte auf einen optimalen Umgang mit dem Frühgeborenen geachtet werden. Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch die atemunterstützende Lagerung, um die Atemmuskulatur zu entlasten.
Die Verabreichung von Koffeinzitrat unter ärztlicher Aufsicht kann als wirksames Atemstimulans dienen, um Apnoe-Bradykardie-Episoden zu behandeln. Die kontinuierliche positive Atemwegsdrucktherapie (CPAP) bietet eine effektive Möglichkeit, die Atemwege offen zu halten und Atemaussetzer zu verhindern. Bei Bedarf kann auch eine minimale Sauerstoffgabe in Betracht gezogen werden, um eine optimale Sauerstoffsättigung zu gewährleisten. Bei Verlegung der Atemwege, beispielsweise durch Sekret, kann orales oder nasales Absaugen erforderlich werden. Die Maßnahmen sollten individuell auf die Bedürfnisse des Frühgeborenen abgestimmt werden und erfolgen unter enger Abstimmung mit dem medizinischen Team. Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und medizinischem Personal spielt eine entscheidende Rolle, um Ängste zu lindern und eine vertrauensvolle Umgebung für die bestmögliche Versorgung des Frühgeborenen zu schaffen.
Quellen:
Teisig, D., Jipp, H.: Neonatologische und pädiatrische Intensiv- und Anästhesiepflege. Berlin, Springer; 2016.
https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/pädiatrie/atemwegsprobleme-bei-neugeborenen/frühgeborenenapnoe